SCHMOLZ + BICKENBACH mit verhaltenem Optimismus für 2020
- Schwaches Marktumfeld mit ausgeprägtem Nachfragerückgang führt zu 13 % niedrigerer Absatzmenge von 1‘830 Kilotonnen im Geschäftsjahr 2019 verglichen mit 2‘093 Kilotonnen in 2018
- Niedrigere Mengen belasten operatives Ergebnis – bereinigtes EBITDA mit EUR 51,2 Mio. deutlich niedriger als im Vorjahr (2018: EUR 236,7 Mio.)
- Wertberichtigungen von EUR 313 Mio. schmälern Konzernergebnis, Verlust von EUR 521 Millionen
- Erfolgreiche Anpassung der Lagerbestände begrenzt Mittelabfluss – Free Cash Flow verbessert von EUR –7,1 Mio. nach EUR –159,8 Mio. im Vorjahr
- Nettoverschuldung zum Jahresende auf EUR 798 Mio. gestiegen – nach Kapitalerhöhung über CHF 325 Mio. im Januar 2020 deutlich gesunken
- Ausblick 2020: SCHMOLZ + BICKENBACH erwartet trotz eines anhaltend herausfordernden Marktumfelds ein wesentlich verbessertes bereinigtes EBITDA im Vergleich zu 2019, getrieben vom eingeleiteten Restrukturierungsprogramm und einer verbesserten Lagersituation in den Endmärkten. Die noch nicht abschätzbaren Auswirkungen des Coronavirus auf diese Prognose sind nicht berücksichtigt.
CEO Clemens Iller kommentierte: „Die Geschäftsentwicklung 2019 war bestimmt von einem sowohl im Ausmass als auch in der Dauer ungewöhnlich starken und langen Nachfragerückgang. Die Folgen der ausgeprägten Marktschwäche auf das Ergebnis konnten wir mit internen Massnahmen nicht vollumfänglich auffangen, was dazu führte, dass wir die zu Beginn des Geschäftsjahres selbst gesteckten Ziele nicht erreichten. Mit der Refinanzierung des Unternehmens, welche im ersten Quartal 2020 abgeschlossen sein wird, schaffen wir die Voraussetzung, um den Fortbestand von SCHMOLZ + BICKENBACH über die Krise hinaus zu sichern. Aufbauend auf einer gestärkten Finanzbasis und gestützt von einem stabilen Aktionariat, werden wir die im Sanierungsplan identifizierten Restrukturierungsmassnahmen entschlossen umsetzen, um den Turnaround des Unternehmens in den nächsten Jahren voranzutreiben. Dabei erwarten wir in 2020 auch aufgrund der Folgen des Coronavirus für die Weltwirtschaft noch wenig konjunkturellen Rückenwind, rechnen aber dennoch mit einer Stabilisierung des Marktumfelds und einem entsprechend verbesserten Ergebnis gegenüber 2019.“
Finanzkennzahlen
SCHMOLZ + BICKENBACH Gruppe | Einheit | 2019 | 20181) | Δ (%) | Q4 2019 | Q4 2018 | Δ (%) |
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Absatzmenge | Kilotonnen | 1'830 | 2'093 | – 12,6 | 388 | 498 | – 22,1 |
Umsatz | Mio. EUR | 2'980,8 | 3'312,7 | – 10,0 | 619,0 | 795,5 | – 22,2 |
Durchschnittlicher Verkaufspreis | EUR/t | 1'628,9 | 1'582,8 | 2,9 | 1'595,4 | 1'597,4 | – 0,1 |
Bereinigtes EBITDA | Mio. EUR | 51,2 | 236,7 | – 78,4 | 1,4 | 39,2 | – 96,4 |
EBITDA | Mio. EUR | – 12,5 | 251,4 | – | – 15,1 | 28,0 | – |
Bereinigte EBITDA-Marge | % | 1,7 | 7,1 | – | 0,2 | 5,0 | – |
EBITDA-Marge | % | – 0,4 | 7,6 | – | – 2,4 | 3,5 | – |
Betriebsergebnis (EBIT) | Mio. EUR | – 425,4 | 34,7 | – | – 52,7 | – 108,0 | – 51,2 |
Ergebnis vor Steuern (EBT) | Mio. EUR | – 482,9 | – 8,7 | – | – 72,2 | – 122,4 | – 41,0 |
Konzernergebnis (EAT) | Mio. EUR | – 521,0 | – 0,7 | – | – 75,9 | – 93,1 | 18,5 |
Investitionen | Mio. EUR | 138,4 | 139,6 | – 0,9 | 56,0 | 72,0 | – 22,2 |
Free Cash Flow | Mio. EUR | – 7,1 | – 159,8 | 95,6 | – 48,6 | 13,6 | – |
| Einheit | 31.12.2019 | 31.12.2018 | Δ (%) | 30.9.2019 |
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Nettoverschuldung | Mio. EUR | 797,6 | 654,8 | 21,8 | 723,5 |
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Eigenkapital | Mio. EUR | 183,8 | 707,7 | – 74,0 | 223,8 |
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Verschuldungsgrad (Gearing) | % | 433,9 | 92,5 | – | 323,3 |
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Nettoverschuldung/ber. EBITDA (Leverage) | x | 15,6 | 2,8 | – | 8,2 |
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Bilanzsumme | Mio. EUR | 1'919,1 | 2'531,8 | – 24,2 | 2'013,6 |
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Eigenkapitalquote | % | 9,6 | 28,0 | – | 11,1 |
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Capital Employed (eingesetztes Kapital) | Mio. EUR | 1'384,1 | 1'739,5 | –20,4 | 1'460,8 |
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Mitarbeitende zum Stichtag | Anzahl | 10'318 | 10'486 | –1,6 | 10'451 |
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| Einheit | 2019 | 20181) | Δ (%) | Q4 2019 | Q4 2018 | Δ (%) |
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Konzernergebnis/Aktie2) | EUR/CHF | –0,55/–0,61 | 0,00/0,00 | – | –0,08/–0,09 | –0,10/–0,12 | – |
Eigenkapital/Aktie3) | EUR/CHF | 0,19/0,21 | 0,75/0,85 | – | 0,19/0,21 | 0,75/0,85 | – |
Höchst-/Tiefstkurs | CHF | 0,617/0,192 | 0,886/0,495 | – | 0,294/0,205 | 0,783/0,495 | – |
1) Einschliesslich Ascometal, voll konsolidiert seit 1.2.2018 2) Das Konzernergebnis/Aktie basiert auf dem Ergebnis nach Abzug der den Anteilen ohne beherrschenden Einfluss zustehenden Ergebnisanteile 3) Per 31.12.2019 sowie per 31.12.2018 |
Luzern, 11. März 2020 – SCHMOLZ + BICKENBACH, ein weltweit führendes Unternehmen für Speziallangstahl, hat heute für das Geschäftsjahr 2019 eine um 12,6 % niedrigere Absatzmenge von 1‘830 Kilotonnen im Vergleich zu 2‘093 Kilotonnen in 2018 gemeldet. Der Rückgang beim Umsatz fiel mit 10,0 % auf EUR 2‘980,8 Mio. prozentual geringer aus. Das bereinigte EBITDA erreichte EUR 51,2 Mio. nach EUR 236,7 Mio. im Vorjahr. Die Nettoverschuldung belief sich auf EUR 797,6 Mio., höher als zum Ende des dritten Quartals 2019 mit EUR 723,5 Mio. Mit EUR –7,1 Mio. war der Free Cash Flow zwar negativ (2018: EUR –159,8 Mio.), konnte gegenüber dem Vorjahr aber verbessert werden, da das Nettoumlaufvermögen im Wesentlichen durch Massnahmen zum Lagerabbau seit Jahresende 2018 um rund EUR 160 Mio. auf EUR 773,1 Mio. verringert werden konnte.
Geschäftsentwicklung im 4. Quartal 2019
Im vierten Quartal 2019 wirkte sich die angespannte Marktlage weiter deutlich auf die Finanzzahlen aus. Die Absatzmengen und damit einhergehend der Umsatz sind aufgrund der schwachen Nachfrage im Vorjahresvergleich markant gesunken. Das bereinigte EBITDA und das Konzernergebnis gingen dementsprechend stark zurück. Die Nettoverschuldung stieg sowohl im Vergleich zum Jahresende 2018, als auch zum Ende des dritten Quartals 2019 an.
Im vierten Quartal 2019 wurde mit 388 Kilotonnen um 22,1 % weniger Stahl verkauft als im Vorjahresquartal (Q4 2018: 498 Kilotonnen). Dieser Rückgang war vor allem auf um 26,5 % geringere Absatzmengen bei Qualitäts- & Edelbaustahl zurückzuführen. In dieser Produktgruppe schlugen sich die Krise in der Automobilindustrie und die abflachende Nachfrage aus dem Maschinen- und Anlagenbau markant nieder. Auch beim Werkzeugstahl und beim RSH-Stahl (rost-, säure- und hitzebeständiger Stahl) wurde mit Rückgängen um 8,6 % beziehungsweise 7,7 % deutlich weniger verkauft als im gleichen Quartal des Vorjahres.
Der durchschnittliche Verkaufspreis je Tonne Stahl lag im vierten Quartal 2019 bei EUR 1’595 und damit leicht unter dem im Vorjahresquartal (Q4 2018: EUR 1’597) erzielten Durchschnittspreis. Der Rückgang ist auf den infolge der geringen Nachfrage gestiegenen Preisdruck und die gesunkenen Rohstoffpreise zurückzuführen. Dabei hat die veränderte Absatzstruktur zugunsten der rostfreien Sorten den Rückgang weitgehend kompensiert.
Der Umsatz sank um 22,2 % im Vergleich zum Vorjahresquartal auf EUR 619,0 Mio. Der Rückgang war in erster Linie den signifikant geringeren Absatzmengen in der Produktgruppe Qualitäts- & Edelbaustahl zuzuschreiben. Der Umsatz mit RSH-Stahl sank um 8,7 %, jener mit Werkzeugstahl um 7,0 %. Regional betrachtet musste gegenüber dem Vorjahresquartal in allen Regionen ein Umsatzrückgang hingenommen werden.
Das bereinigte EBITDA lag im vierten Quartal 2019 mit EUR 1,4 Mio. (Q4 2018: EUR 39,2 Mio.) deutlich unter dem Wert des Vorjahresquartals. Die in den Bereinigungen enthaltenen Einmaleffekte beliefen sich auf EUR 16,5 Mio. und umfassten unter anderem Lagerabwertungen in diversen Business Units. Unter Berücksichtigung dieser Effekte sank das EBITDA auf EUR –15,1 Mio. (Q4 2018: EUR 28,0 Mio.). Die bereinigte EBITDA-Marge sank auf 0,2 % (Q4 2018: 5,0 %) und die EBITDA-Marge auf –2,4 % (Q4 2018: 3,5 %). Das Finanzergebnis ist im vierten Quartal mit EUR –19,4 Mio. (Q4 2018: EUR –14,3 Mio.) unter dem Vorjahresquartal ausgefallen.
Infolge der ungünstigen Geschäftsentwicklung resultierte im vierten Quartal ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von EUR –72,2 Mio. (Q4 2018: EUR –122,4 Mio.). Der Steueraufwand betrug EUR –3,7 Mio. Daraus resultierte ein Konzernverlust von EUR –75,9 Mio. (Q4 2018: EUR –93,1 Mio.).
Der Free Cash Flow lag trotz Abbau der Lagerbestände im vierten Quartal mit EUR –48,6 Mio. deutlich unter dem Wert des Vorjahresquartals (EUR 13,6 Mio.), was hauptsächlich dem tieferen EBITDA geschuldet war.
Geschäftsentwicklung im Gesamtjahr 2019
Das Jahr 2019 war von der schwachen Nachfragesituation und der Wertberichtigung auf die Vermögenswerte einzelner Konzerngesellschaften massgeblich beeinflusst. Deutlich niedrigere Absatzmengen führten zu einem geringeren Umsatz, einer markant gesunkenen Profitabilität sowie einer höheren Verschuldung.
Im Geschäftsjahr 2019 mussten die Nettoaktiva von DEW, Ascometal, Finkl Steel und Steeltec um EUR 312,7 Mio. wertberichtigt werden. In der Konzernerfolgsrechnung ist diese in der Position Abschreibungen und Wertminderungen erfasst. Eine zusätzliche Wertberichtung im Zusammenhang mit den Anlagen erfolgte auf die latenten Steueransprüche im Umfang von EUR 46,2 Mio., die im Steueraufwand enthalten ist.
Mit 1'830 Kilotonnen wurde 2019 um 12,6 % weniger Stahl verkauft als im Vorjahr (2018: 2'093 Kilotonnen). Der Grund dafür ist die allgemeine Nachfrageschwäche und der damit einhergehende Rückgang der Absatzmengen in allen drei Produktgruppen Qualitäts- & Edelbaustahl, RSH-Stahl und Werkzeugstahl.
Der durchschnittliche Verkaufspreis je Tonne verkauftem Stahl betrug EUR 1’629 und war damit höher als im Vorjahr mit EUR 1’583. Der Anstieg ist vor allem auf den günstigeren Produktmix mit einem grösseren Anteil der höherpreisigen Stahlgüten der Produktgruppe RSH-Stahl zurückzuführen. Dennoch ging der Umsatz gegenüber dem Vorjahr aufgrund der gedämpften Absatzmengen um 10,0 % auf EUR 2’980,8 Mio. zurück, was hauptsächlich auf die Reduktion beim Qualitäts- & Edelbaustahl um 17,5 % zurückzuführen war. Der Rückgang beim RSH-Stahl betrug 2,6 % und beim Werkzeugstahl 3,5 %. Geografisch betrachtet mussten in fast allen Märkten rückläufige Umsätze hingenommen werden.
Das um Einmaleffekte bereinigte EBITDA verringerte sich um 78,4 % auf EUR 51,2 Mio. Die Einmaleffekte beliefen sich auf EUR 63,7 Mio. und enthielten unter anderem Restrukturierungsrückstellungen von EUR 15,3 Mio. für geplante Personalmassnahmen in den Business Units Ascometal und DEW sowie die Kartellbusse von EUR 12,3 Mio. Das EBITDA belief sich auf EUR –12,5 Mio. und war deutlich niedriger als im Vorjahr mit EUR 251,4 Mio. Die bereinigte EBITDA-Marge betrug damit 1,7 % (2018: 7,1 %) und die EBITDA-Marge –0,4 % (2018: 7,6 %).
Das Finanzergebnis war mit EUR –57,5 Mio. negativer als im Vorjahr mit EUR –43,4 Mio., verursacht durch die höhere Verschuldung. Infolge der ungünstigen Geschäftsentwicklung resultierte ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von EUR –482,9 Mio. Der Steueraufwand betrug EUR –38,1 Mio. nach einem Steuerertrag von 8,0 Mio. im Vorjahr. Im Steueraufwand ist eine mit der Wertberichtung von Anlagen zusammenhängende Abwertung der latenten Steueransprüche im Umfang von EUR 46,2 Mio. enthalten. Der Konzernverlust fiel im Gesamtjahr 2019 mit EUR –521,0 Mio. signifikant höher aus als im Vorjahr (2018: EUR –0,7 Mio.).
Der Free Cash Flow fiel mit EUR –7,1 Mio. negativ aus (2018: EUR –159,8 Mio.). Diese deutliche Verbesserung des Cash Flow trotz des gesunkenen EBITDA spiegelt im Wesentlichen den Erfolg bei der Lagerbestandsanpassung.
Die Nettoverschuldung, welche die kurz- und langfristigen Finanzverbindlichkeiten abzüglich der Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente umfasst, lag mit EUR 797,6 Mio. über dem Wert vom 31. Dezember 2018 (EUR 654,8 Mio.). Die Nettoverschuldung im Verhältnis zum bereinigten EBITDA stieg dementsprechend gegenüber dem 31. Dezember 2018 von 2,8x auf 15,6x an.
Ausblick auf das Geschäftsjahr 2020
Nach der erfolgreichen Kapitalerhöhung zu Beginn des Jahres wird SCHMOLZ + BICKENBACH die Restrukturierung der Gruppe weiter vorantreiben. Dies mit dem Ziel, den Konzern zu dauerhafter Profitabilität zu führen und gleichbedeutend damit Unternehmenswert zu schaffen. Erreicht werden soll dies zum einen über die konsequente Weiterführung bereits eingeleiteter Massnahmen, zum anderen über zusätzliche strukturelle Anpassungen im Rahmen eines Sanierungsplans. Dieser Sanierungsplan detailliert den Pfad zu einer nachhaltig wettbewerbsfähigen Profitabilität. Bei den bestehenden Massnahmen stehen die industrielle Integration von Ascometal sowie damit verbundene Effizienzsteigerungsmassnahmen, der Turnaround von Finkl Steel in Nordamerika, die Restrukturierung von Steeltec in Deutschland, aber auch Personalmassnahmen und operative Verbesserungen bei DEW sowie die Investitionsergebnisse bei Swiss Steel auf der Agenda.
Für 2020 erwartet SCHMOLZ + BICKENBACH trotz eines anhaltend herausfordernden Marktumfelds ein wesentlich verbessertes bereinigtes EBITDA im Vergleich zu 2019, getrieben vom eingeleiteten Restrukturierungsprogramm und einer verbesserten Lagersituation in den Endmärkten.
Allfällige Auswirkungen des Coronavirus auf die Endmärkte und auf SCHMOLZ + BICKENBACH sind zurzeit noch nicht abschätzbar. Entsprechend berücksichtigt der Ausblick von SCHMOLZ + BICKENBACH auf das Ergebnis des Geschäftsjahrs 2020 keine Folgen des Coronavirus.
– ENDE –
Für weitere Informationen:
Dr. Ulrich Steiner<br/>Vice President Corporate Communications, Investor Relations & CSR
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